"Zu den Arbeiten von B.K." von Prof. Herbert Kessler - Universität Lüneburg

Brigitte Kranich wurde 1933 in Bublitz/ Pommern geboren. Nach der Flucht lebte sie zunächst in Bayern und fand schließlich ihre neue Heimat in der Lüneburger Heide. Das mit großer Intensität und Ausdauer betriebene autodidaktische Studium der Kunst führte sie in wenigen Jahren zu Bildgestaltungen in einer unverwechselbaren Handschrift. Sie wohnt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Toppenstedt.

Seit ihrer Ausstellung vor 20 Jahren hat Brigitte Kranich eine Fülle von Themen und Inhalten in ihren Bildern dargestellt: Märchen, Sagen und Mythen, Fabeltiere und Traumgestalten, Landschaften und Menschen ihrer unmittelbaren Umgebung und erfundene, erträumte Landschaften, Szenen zur Veranschaulichung des Alten Testaments.

Ihre Gestaltungstechnik ist der vielfarbige Linolschnitt "aus der Form", den sie wie keine andere Künstlerin beherrscht. Seit einiger Zeit ergänzen Federzeichnungen, Monotypien und Collagen das schon heute fast unüberschaubare Werk der Künstlerin. Ihre Bilder wurden an vielen Orten ausgestellt und sie sind in vielen privaten und öffentlichen Sammlungen zu sehen. Lyrische Texte, die teilweise schon beim Prozeß der Bildentstehung auftauchen, begleiten viele Bilder, geben Anregungen für den Betrachter und schließen den Gestaltungsvorgang ab.

Brigitte Kranichs Bildgestalten werden von zwei scheinbar gegensätzlichen Stilrichtungen geprägt. Zum einen sind sie den phantastischen Inhalten der Volkskunst, insbesondere den irischen und keltischen Schöpfungen nahe, und man spürt die Verehrung von Rousseau, Chagall, Miro oder Max Ernst - zum anderen, und das prägt die besondere Qualität der Bilder, weiß die Künstlerin mit den Einsichten der Frühen Abstrakten, wie Malevitch, Hans Arp u.a., umzugehen. Daraus resultiert eine völlig eigenständige Bildsprache, die keiner "Richtung" zuzuordnen ist.

Überblickt man das umfangreiche Werk, lassen sich künstlerische Entwicklungen im Laufe der Jahre ablesen. Ihre Bilder wurden heller, leuchtender, malerischer. Brigitte Kranich sprengte damit alte Traditionen der Druckgraphik. Aber auch Form und Aussage wurden einem immer konsequenteren Gestaltungswillen unterworfen. Der bei diesen Themenkreisen ständig lauernden Gefahr, dem Erzählerischen zuviel Raum zu überlassen, begegnet die Künstlerin mit einer klaren und eindeutiger werdenden Formsprache.

Man muß Brigitte Kranich in ihrem alten Bauernhaus in Toppenstedt begegnen, inmitten ihrer vielgestaltigen Bilderwelt, in einem Ensemble, wo selbst unscheinbare Gerätschaften Poesie ausstrahlen, wo Mensch, Natur und Dinge noch eine Einheit sind. Hier hat die Linolschnitt-Malerei ihren Anfang genommen, hier entstehen die liebenswerten Bilder, von hier aus werden sie in alle Welt verschickt. Sie verkünden trotz Traum und Poesie eine Botschaft, in der Spirituelles und Menschliches gleichermaßen angesprochen werden, und die den Betrachter spontan in ihren Bann zieht.

© by Brigitte Kranich